Ein eigenes Herbarium ist wie ein botanisches Tagebuch – persönlich, lehrreich und wunderschön. Es hilft dir, Pflanzen mit allen Sinnen kennenzulernen. Und es weckt eine Art Begeisterung, die fast schon süchtig macht. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dein eigenes Herbarium anlegst: warum es sich lohnt, wie es funktioniert und was es mit deinem Naturwissen macht.
Was ist ein Herbarium überhaupt?
Ein Herbarium (lat. herba = Kraut) ist eine Sammlung getrockneter, gepresster und beschrifteter Pflanzen. Die Pflanzen werden einzeln auf Papier (meist A4) befestigt, beschriftet und nach einem System geordnet – zum Beispiel alphabetisch, nach Pflanzenfamilien oder Funddatum.
Ursprünglich stammt das Herbarium aus der Wissenschaft: Botaniker:innen wie Luca Ghini nutzten es, um Pflanzen zu vergleichen, zu klassifizieren und dauerhaft zu archivieren. Heute hilft es dir, Pflanzen sicher zu bestimmen und dein Wissen zu vertiefen – egal ob du Kräuterpädagog:in bist, Heilpflanzen liebst oder einfach neugierig auf die Natur um dich herum bist.
Warum ein Herbarium so wertvoll ist
Ein Herbarium zu führen ist mehr als ein nettes Hobby. Es verbindet dich tiefer mit der Pflanzenwelt, schärft deinen Blick und macht dein Wissen sichtbar.
🌿 Pflanzen wirklich erkennen: Nur lesen reicht oft nicht. Beim Sammeln, Pressen und Beschriften lernst du genau hinzusehen. Du beobachtest zum Beispiel Blattform, Blütenfarbe oder Standort.
🧠 Lernen durch Tun: Du baust dein Wissen aktiv auf. Vor allem, wenn du dich mit Heilpflanzen beschäftigst, ist ein Herbarium ein wertvolles Werkzeug.
📓 Dein Lernweg in Bildern: Du siehst, wie deine Sammlung wächst, deine Bestimmungssicherheit steigt und wie du Expert:in für deine Umgebung wirst.
✨ Kreativer Ausdruck: Herbarien können auch ästhetisch sein – von klar und sachlich bis hin zu liebevoll verzierten Pflanzenalben. Mit Zeichnungen, kleinen Geschichten oder Erinnerungen wird es zu einem Unikat.
Schritt für Schritt: Dein eigenes Herbarium anlegen
1. Pflanzen sammeln und bestimmen
Bevor du losgehst, beachte diese Tipps:
- Sammle nur Pflanzen, die du bestimmen kannst (mit Buch oder App)
- Achte auf gesunde, unversehrte Pflanzen
- Nimm möglichst alle Pflanzenteile mit: Blätter, Blüten, Stängel
- Sammle nur bei trockenem Wetter
- Notiere Fundort, Datum und Besonderheiten – direkt vor Ort.
2. Pressen & Trocknen
- Lege die Pflanze zwischen saugfähiges Papier (z. B. Küchenrolle ohne Prägung)
- Beschwere alles mit Büchern oder nutze eine Pflanzenpresse
- Dicke Stängel ggf. einschneiden oder mit Alkohol besprühen
- Trockne die Pflanzen mehrere Tage gut durchlüftet
- Tipp: Empfindliche Blüten regelmäßig kontrollieren – Schädlinge wie Silberfischchen mögen getrocknetes Pflanzenmaterial. Ein kurzes Einfrieren kann helfen.
3. Einordnen & Beschriften
Jede Pflanze bekommt ihre eigene Seite – wie ein kleiner Steckbrief. Ordne deine Sammlung, wie es dir am besten liegt: alphabetisch, nach Familien oder Funddatum.
Wichtig ist eine gute Beschriftung mit:
- Deutschem & botanischem Namen (kursiv)
- Pflanzenfamilie
- Fundort & Datum
- Deinem Namen (gern mit Zusatznotiz)
Wenn alle Pflanzen von dir selbst gesammelt wurden, reicht dein Name auch einmal zu Beginn des Herbariums.
Tipp: Schreibe direkt aufs Blatt oder verwende ein Etikett. Wichtig ist, dass es dauerhaft lesbar bleibt. Oder schreib dein Herbarium auch von Hand, damit es persönlicher wird.
4. Aufbewahrung
Dein Herbarium sollte trocken, dunkel und gut geschützt gelagert werden. Gelochte Seiten kannst du in Klarsichthüllen oder plastikfrei in Mappen aufbewahren. Auch Einfrieren kann helfen, Insekten fernzuhalten.
✨ Kreativer Tipp: Du kannst Teile deines Herbariums auch laminieren oder als Lesezeichen verwenden!

Wusstest du…
… dass Herbarien an botanischen Museen und Universitäten als „grüne Bibliotheken“ gelten? Manche enthalten über 7 Millionen Pflanzenbelege. Das älteste stammt aus dem 16. Jahrhundert – ein stilles Zeugnis dafür, wie lange Menschen schon Pflanzen sammeln, bewahren und studieren.
Woran du dich beim achtsamen Sammeln halten solltest
- Nur sammeln, was du kennst – und sicher bestimmen kannst
Verwende ausschließlich Pflanzen, die du zweifelsfrei bestimmen kannst. Bei Unsicherheiten: lieber stehen lassen. Dein Herbarium soll dir helfen, Schritt für Schritt sicherer zu werden – nicht, Risiken einzugehen. - Geschützte Arten dürfen nicht gepflückt werden. Wenn du aus dem eigenen Garten sammelst oder mit Erlaubnis auf privatem Grund, vermerke das klar in deinem Herbarium – zum Beispiel mit „aus eigenem Garten“ oder „mit Genehmigung gesammelt“.
- Nimm nur, was du wirklich brauchst und hinterlasse den Sammelplatz so, wie du ihn vorgefunden hast. Nimm nur, was du wirklich brauchst. Als Richtwert gilt die Handstrauß-Regel: Was locker zwischen Daumen und Zeigefinger passt, ist eine gute, naturverträgliche Menge – genug für dein Herbarium oder ein kleines DIY, ohne den Bestand zu gefährden.
- Keine kranken oder beschädigten Pflanzen sammeln.
- Wähle saubere Standorte. Meide Straßenränder, Hundezonen oder überdüngte Wiesen – dort ist die Belastung oft hoch.
- Trockene Tage sind ideal. Feuchtes Sammelgut neigt schnell zu Schimmelbildung im Herbarium.
- Halte die Pflanzen unterwegs frisch. Ein feuchtes Tuch wirkt Wunder – und schenkt dir Zeit bis zum Pressen.
- Pflücke mit Fingerspitzengefühl. Am besten mit einem kleinen Keramikmesser – oder ganz behutsam mit den Händen.
Diese Regeln sorgen dafür, dass dein Herbarium nicht nur schön ist – sondern auch im Einklang mit der Natur entsteht.

Fazit: Das Herbarium als Werkzeug für nachhaltiges Naturwissen
Ein Herbarium ist mehr als eine Pflanzensammlung. Es ist ein wertvoller Begleiter, der dich lehrt, genau hinzusehen. Du dokumentierst, was du lernst, und vertiefst dein Naturwissen auf ganz persönliche Weise.
Ob für die Heilpflanzenkunde, als Erinnerung oder einfach aus Neugier – dein Herbarium zeigt dir, wie faszinierend die Welt der Pflanzen ist.
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Häufige Fragen zum Spitzwegerich
(klick) Welche Pflanzen eignen sich fürs Herbarium?
Grundsätzlich alle Wild- und Heilpflanzen, die sich gut trocknen lassen. Wichtig: Geschützte Arten bitte nur mit ausdrücklicher Genehmigung sammeln – z. B. aus dem eigenen Garten oder mit Erlaubnis von Privatgrund. Notiere das dann auch entsprechend im Herbarium („aus eigenem Garten“, „mit Erlaubnis gesammelt“).
(klick) Wie bestimme ich Pflanzen sicher?
Am besten mit einem Bestimmungsbuch mit Fotos – z. B. Was blüht denn da?, ein Klassiker für Einsteiger:innen. Auch Apps wie Flora Incognita, PlantNet oder PictureThis können dich beim Erkennen unterstützen. Zusätzlich lohnt sich ein regionaler Pflanzenführer, viele Regionen bieten dafür eigene, gut aufbereitete Bücher. Wichtig: Sammle nur Pflanzen, die du eindeutig bestimmen kannst.
(klick) Wie presse ich Pflanzen richtig?
Lege sie zwischen saugfähiges, unbedrucktes Papier (z. B. Löschpapier oder unperforierte Küchenrolle ohne Print), beschwere das Ganze in einer Presse oder zwischen Büchern und lasse es 1–2 Wochen trocknen. Bei feuchten Pflanzen das Papier regelmäßig wechseln, um Schimmel zu vermeiden.
(klick) Wie beschrifte ich richtig?
Notiere direkt beim getrockneten Pflanzenteil:
- Deutscher Name
- Botanischer Name (lateinisch)
- Familie
- Fundort & Datum
- Dein Name
Optional kannst du auch Hinweise zum Standort (z. B. Bodenart, Lichtverhältnisse) ergänzen.
(klick) Wie bewahre ich mein Herbarium auf?
Am besten trocken, dunkel und gut geschützt vor Insekten. Ideal sind Sammelmappen, Zeichenkartons oder Klarsichthüllen mit luftdichter Aufbewahrung – z. B. in einer Schachtel oder Schublade.
(klick) Gibt es auch digitale Herbarien?
Ja! Du kannst Pflanzen fotografieren, mit Standortdaten, Notizen und Datum ergänzen – etwa in einer App oder einem Notizbuch am Handy. So entsteht mit der Zeit dein persönliches digitales Pflanzenlexikon.


